Belichtung: Blendenwert und Belichtungszeit

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Einleitung

Belichtung, Film/Chip-Empfindlichkeit
Blendenwert
Lichtmenge und Sensorgröße
Belichtungszeit
Belichtungsprogramme der Kameras
 
 



Einleitung
Früher musste man vor jedem Foto noch die Lichtverhältnisse mit einem Belichtungsmesser ausmessen und dann geeignete Blenden- und Belichtungszeitwerte manuell an der Kamera einstellen. Heute erledigen das Automatiken. Bessere Kameras erlauben aber nach wie vor eine Beeinflussung der Belichtung durch den Bediener. Sei es durch das Angebot verschiedener Belichtungsprogramme, Halbautomatiken, gezielte Falschbelichtung oder manuelle Einstellung.
Das hat seinen Sinn, da verschiedene Motive verschiedene Belichtungsvarianten verlangen.
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Belichtung, Film/Chip-Empfindlichkeit
Ein Film/Chip sollte einen schwarzen Bereichs des Motivs schwarz wiedergeben und einen weißen Bereich weiß. Ein Film/Chip, der nie mit Licht bestrahlt wurde liefert ein schwarzes Bild. Erhält er dagegen Licht, liefert er ein graues Bild. Je mehr Licht auf ihn einfällt, desto heller wird das Grau, bis bei einer bestimmten Lichtmenge Weiß erreicht ist. Diese Lichtmenge kann durch einen großen Linsendurchmesser (kleinen Blendenwert) oder durch eine lange Belichtungszeit erreicht werden. Fällt zu viel Licht auf den Film/Chip, dann werden auch mittelhelle Bereiche des Motivs weiß dargestellt, das Bild ist überbelichtet. Fällt zuwenig Licht auf den Film, bleiben die weißen Motivbereiche Grau, das Bild wird zu dunkel dargestellt - Unterbelichtung.

Um den Film/Chip korrekt zu belichten, wird die Helligkeit des Motivs gemessen, und dann eine geeignete Kombination aus Blendenwert und Belichtungszeit gewählt. Das erfolgt meist automatisch. Der Fotograf kann das an bessere Apparaten aber auch beeinflussen.

Es gibt Filmmaterial unterschiedlicher Empfindlichkeit. Standard ist ISO100. Doppelt so empfindlich ist ISO200. Die ISO400 und ISO800 sind logischerweise 4-mal und 8-mal so lichtempfindlich wie ISO100. Empfindlichere Filme werden mit größeren Blendenwerten und kürzeren Belichtungszeiten belichtet. Dadurch vergrößert sich die Tiefenschärfe, und die Verwacklungsgefahr sinkt. Empfindlichere Filme sind aber auch empfindlich teurer. Außerdem nimmt die Auflösung der Filme mit höherer Empfindlichkeit ab. Gerade in Sachen Auflösung (also der Körnigkeit des Bildes) haben die hochempfindlichen Filme aber aufgeholt. Man könnte heutzutage auch generell auf ISO400 fotografieren, und trotzdem von den Negativen 20cm x 30cm-Abzüge anfertigen lassen.

Digitalkameras lassen sich in ihrer Empfindlichkeit oft umstellen, wobei hier die gewohnte ISO-Einteilung verwendet wird. Dabei wird natürlich der Chip nicht ausgetauscht.Vielmehr wird der Chip bei gewählter höherer Empfindlichkeit unterbelichtet, und das schwache Bild dann verstärkt. Dabei verstärkt man auch das Chip-Rauschen, so dass die Bildqualität nachlässt.

Über-Unterbelichtung
Chemischer Film ist gutmütig. Man kann ihn in der Regel 1..3 Stufen überbelichten, ohne dass das Ergebnis unbrauchbar wird. Macher Film liefert bei leichter Überbelichtung sogar bessere Bilder als bei Normalbelichtung. Auch Unterbelichtung wird vom Film vertragen, wenn auch hier die Grenzen enger gesetzt sind.
Der Beleuchtungsbereich einen Chips ist viel enger. Über- oder Unterbelichtung quittiert er mit überstrahlten weißen oder 'abgesoffenen' schwarzen Bereichen, in denen keine Strukturen mehr zu erkennen sind. Unterbelichtung führt außerdem zu sichtbarem Bildrauschen.
(Super-CCD-SR-Sensoren, wie sie z.B. in einigen Fuji-Modellen eingesetzt werden, reagieren vergleichsweise gutmütig auf  Überbelichtung.)

einfache Belichtungsautomatik
automatisch belichtet Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Kameraelektronik die Belichtungssteuerung (Blendenwert, Belichtungszeit) für uns übernimmt. Leider begreift die Elektronik aber nicht immer, was für ein interessantes Objekt da vor der Linse ist, und was wir eigentlich abbilden wollen.

Bilder mit starken Helligkeitsunterschieden führen deshalb automatisch zu Fehlbelichtungen. 

Im nebenstehenden Bild habe ich versucht den Jakuzzi auf dem Balkon eines mexikanischen Hotels zu fotografieren. Dazu benutzte ich zunächst die dumme Automatik (Integralmessung). Die ist ernsthaft bemüht, dem Bild eine normale Durchschnittshelligkeit zu verpassen. Der strahlende mexikanische Himmel hat aber eine überdurchschnittlich hohe Helligkeit, während der Jakuzzi im dunklen Schatten liegt. Die Automatik produziert das nebenstehende Bild, und ist mit sich zufrieden. Die Helligkeit des Fotos stimmt im Durchschnitt.

manuell korrigierte Belichtung Im Gegensatz zur Automatik interessiere ich mich aber nicht für den Durchschnitt, sondern für den Jakuzzi. Um den rechten Bildbereich deutlich darzustellen, ist eine höhere Belichtung nötig. Nun wird der schattige Balkonbereich deutlich sichtbar. Der Himmel wird dadurch zwar blass, aber das kann mir ja egal sein.

Ähnliche Fehlbelichtungen treten immer dann auf, wenn die Helligkeit des interessanten Bildausschnittes stark vom Durchschnitt des gesamten Bildes abweicht.

Belichtungsmessfelder
Helligkeitsmeßfelder einer KB-Kamera Digitalkameras (mit Ausnahme digitaler SLRs) haben es einfach - ihr Bildchip ist ein Helligkeitssensor, der das gesamte Bild abdeckt. Analoge Kameras benötigen zur Belichtungsmessung zusätzliche Helligkeitssensoren. Moderne Kameras haben meist mindestens 5 Sensoren. Einer liegt in der Bildmitte, die anderen 4 nahe den Bildecken. Die Messwerte aller Sensoren werden zusammengefasst, und damit ein Durchschnittsbelichtungswert für das gesamte Bild ermittelt.
Oft ist es möglich, die Eckensensoren abzuschalten, und ausschließlich mit dem Bildmittensensor zu arbeiten. Dadurch wird automatisch das Objekt in der Bildmitte richtig belichtet. Ob die Bildränder über- oder unterbelichtet werde, ist der Kamera dann egal. So eine mittenbetonte Belichtung ist immer dann zu bevorzugen, wenn das abzulichtende Objekt von der Durchschnittshelligkeit des Bildes stark abweicht: ein dunkles Objekt auf hellem Hintergrund oder ein helles Objekt in einer dunklen Szene.

Messmethoden hochwertiger Belichtungsautomatiken
Die Belichtungsautomatik hochwertiger Kameras lässt sich oft zwischen folgenden drei Methoden umschalten:

Mehrfeldmessung
Es werden nicht nur 5 Belichtungsfelder verwendet, sondern mehrere hundert. (Das gilt für Digitalkameras. Gute Analogkameras kommen auf einige Dutzend Messfelder.) Die Kamera vergleicht die mit diesen Sensoren gewonnenen Daten mit typischen Fotosituationen. Dann entscheidet sie selbständig, was für eine Szenerie vorliegt, und wie diese belichtet werden soll. Dazu werden auch die Informationen vom Autofokussystem mit verwertet, das dem Belichtungrechner mitteilt, auf welchen Bildbereich fokussiert wurde, und wie weit das anvisierte Objekt (das ja richtig belichtet werden soll) entfernt ist. Es handelt sich also um den Versuch, der Kamera eine gewisse 'Intelligenz' beizubringen. Dieses Verfahren funktioniert oft recht gut, allerdings entzieht sie dem Fotografen auch die Kontrolle. Man weiß eigentlich nie, was die Kamera tun wird, und ob sie einer grauen Katze im Schnee (Belichtung optimiert für die Katze, Schnee überbelichtet) oder ein abzufotografierendes Kuchenrezept (Belichtung optimal für Text, auf dem Rezept, dargestelltes Kuchenbild unterbelichtet) richtig bewerten wird.

(mittenbetonte) Integralmessung
Es wird mit hunderten (bei Analogkameras: dutzenden) über das ganze Bild verteilen Sensoren das einfallende Licht gemessen. Es wird so belichtet, dass der Durchschnittswert eine mittlere Helligkeit hat. Oft wird dabei die Bildmitte stärker berücksichtigt, als äußere Bildbereiche.
Ideal für Szenerien ohne extreme Helligkeitsunterschiede (Landschaftsfotografie).

Spotmessung
Ein kleiner Bildbereich (meist die Bildmitte) wird ausgewählt, und die Belichtung so eingestellt, dass dieser Bereich optimal belichtet wird. Was mit dem Rest des Bildes passiert ist der Kamera egal.
Gut für Szenerien mit extremen Helligkeitsunterschieden, bei denen ein bestimmter Ausschnitt richtig belichtet werden soll (die berühmte graue Katze im Schnee) und auch für die Pressefotografie.
 

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Blendenwert
Wieviel Licht nun aus der Außenwelt auf den Film/Chip fällt hängt vom Linsendurchmesser und vom Abstand der Linse zum Film/Chip ab. Eine große Linse in kleinem Abstand sorgt für gute Beleuchtung, eine kleine Linse in großem Abstand für Dämmerlicht in der Kamera. Der Linsendurchmesser d und der Linsenabstand f (Brennweite ist genau genug) werden zum Blendenwert k zusammengefasst:
k = f / d
Ein großer Blendenwert entspricht dabei einer kleinen Linse und ein kleiner Wert einer großen Linse.
Der wirksame Durchmesser einer vorhandenen Linse lässt sich durch eine Blende beliebig verkleinern, aber natürlich nicht vergrößern. Deshalb wird bei jedem Objektiv der kleinste Blendenwert als Maß für die Lichtempfindlichkeit der Optik angegeben. Am Kameraobjektiv lässt sich durch Verändern des Blendendurchmessers der Blendenwert in Stufen einstellen. Typisch sind Werte wie: 22 / 16 / 11 / 8 / 5,6 / 4 / 3,5 / 2,8 / 2, die auch in einem Columbo-Krimi eine Bedeutung hatten. Die größte Zahl entspricht dem kleinsten Blendendurchmesser, und umgekehrt.

Sehr gute Optiken erreichen Blendenwerte unter 2. Üblich sind Blendenwerte von 2,8 bis 5. Der Blendenwert von Zoomobjektiven wird mit steigender Brennweite schlechter - vergrößert sich also.
KB-Teleobjektive benötigen für gute Brendenwerte große Objektivdurchmesser, während kurzbrennweitige Digitalkameraobjektive auch bei kleinen Linsendurchmessern schon gute Blendenwerte liefern können.

Blendenwert und Belichtungszeit steuern gemeinsam die Belichtung des Films/Chips. Dabei lassen sich verschiedene Blenden-Zeit-Kombinationen finden, die zum gleichen Belichtungsergebnis zu führen scheinen. So kann man die Belichtungszeit verlängern, wenn man einen höheren Blendenwert (kleinerer Durchmesser) wählt.

Der Durchmesser der Blende ist aber auch für die Tiefenschärfe verantwortlich. Ein höherer Blendenwert führt zu einer verbesserten Tiefenschärfe. Dazu muss dann aber die Belichtungszeit verlängert werden. Das kann zu Bewegungsunschärfe oder zum Verwackeln führen.

Letztendlich bewirkt die Blende noch optische Beugungseffekte, die das Bild bei hohen Blendenwerten (kleiner Blendendurchmesser) unschärfer werden lassen. Jeder in die Optik fallende Lichtstrahl wird durch das Objektiv etwas aufgeweitet, so dass die Optik prinzipiell keine beliebig kleinen Punkte abbilden kann. Ein fotografierter unendlich kleiner Punkt wird auf dem Chip/Film als kleines Scheibchen mit mehreren Mikrometern Durchmesser abgebildet - also etwas unscharf. Der Mindestdurchmesser eines Punktes auf dem Chip/Film beträgt etwa D = 0,5um x k. Bei Blende 8 werden auf dem Film/Chip also keinerlei Strukturen unter 4 Mikrometer scharf abgebildet. Viele aktuelle digitale Kompaktkameras haben Sensoren, deren Zellen weniger als 3 um Kantenlänge haben. Wenn hier mit einem hohen Blendenwert fotografiert wird, bleibt von der angeblich hohen Megapixelzahl der Digitalkamera nicht mehr viel übrig.


Lichtmenge und Sensorgröße
Ausgehend von der obigen Blendenwertformel, hat ein Normalobjektiv (f=50mm) mit einem Linsendurchmesser von d=18mm einen sehr guten Blendenwert von k=2,8. Ein Fotohandy mit 5 mm Brennweite benötigt für den gleichen Blendenwert einen Linsendurchmesser von nur 1,8 mm. Da die Linsenfläche des Normalobjektivs aber 100 mal größer ist, kann sie auch 100 mal mehr Licht einfangen als das Fotohandy. Wenn der Handy-Fotosensor nur 1/10 der Höhe und Breite des Normalobjektiv-Sensors (-Films) hat, dann bilden beide Kameras den gleichen Bildausschnitt ab, das Handy hat dafür aber nur 1/100 des Lichtes zur Verfügung. Die Folge ist ein hohes Bildrauschen.
Daraus erkennt man, das der Blendenwert einer Kamera allein noch nichts über die Lichtempfindlichkeit einer Kamera aussagt. Eine Empfindlichkeitsabschätzung ist nur möglich, wenn man auch die Sensorgröße mit einbezieht. Ein größerer Sensor muss zur Abbildung des gleichen Bildausschnittes in einem größeren Abstand von der Linse positioniert werden. Das erfordert eine größere Brennweite und damit auch einen größeren Linsendurchmesser, wenn der Blendenwert gleich sein soll. Dadurch steigt automatisch die Menge des einfallenden Lichts, das dem Sensor zur Verfügung steht. Ein Sensor mit doppelter Diagonale erhält die vierfache Lichtmenge.

Bei gleicher Sensorauflösung und gleichem Blendenwert hat deshalb

der Lichtempfindlichkeit einer professionelle DSLR mit Vollformatsensor. Um das auszugleichen, muss der kleinere Chip eine geringere Pixelzahl (und dadurch größere Pixel) haben, oder er darf nicht mit hohen ISO-Werten betrieben werden.

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Belichtungszeit
Zum Belichten eines Bildes (egal ob chemisch oder digital) öffnet sich die Verschlussblende des Fotoapparates nur für einen kurzen Augenblick. Typisch ist eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde. Gute Apparate beherrschen aber Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis zu 1/10000 Sekunde.

Verwackeln
durch zu lange Belichtungszeit verwackeltes Bild Eine zu lange Belichtungszeit führt zum Verwackeln des Bildes. Niemand kann den Fotoapparat wirklich ruhig halten. Bei einem Normalobjektiv (50 mm) gilt 1/60 Sekunde als längstmögliche Belichtungszeit beim freihändigen Fotografieren. Bei Weitwinkel- und Teleobjektiven sind die zulässigen Verschlusszeiten etwas anders. Die in der Tabelle angegebenen Werte sind nur Richtwerte. Große, schwere Kameras mit langen Objektiven neigen durch ihre Masseträgheit weniger zum Verwackeln als kleine leichte Geräte. Auch das Geschick und die Konstitution des Fotografen wirken sich aus.
 
Brennweite (für KB) [mm]
maximale Belichtungszeit [s]
28 
1/45
50
1/60
100
1/125
200
1/250
300
1/500

Als Faustegel kann man sich merken:
Die Belichtungszeit (in Sekunden) sollte den Reziprokwert der Brennweite (in Millimeter) nicht übersteigen.

Das Verwacklungrisiko bei langen Brennweiten lässt sich mit Geld in den Griff bekommen. So gibt es (z.B. von Canon) Teleobjektive mit Bildstabilisator. Hier wird im Objektiv eine Linse durch Steuerspulen so bewegt, das sie das Wackeln ausgleicht. Das Ergebnis ist absolut begeisternd, besonders wenn man mit dem Teleobjektiv schnell bewegte Objekte fotografieren will. Leider hat diese Technik ihren Preis. Zum hohen Anschaffungspreis des Objektivs gesellt sich noch ein hoher Stromverbrauch, der die Fotobatterie schon nach wenigen Filmen in die Knie zwingt.

Eine interessante Idee verfolgte Minolta bei der Entwicklung der digitalen Kamera 'Dimage A1'. Diese Kamera verfügte als erste Kamera überhaupt über einen Bildstabilisator, bei dem keine Linse bewegt wird. Stattdessen verschiebt eine Mechanik während der Belichtung den Sensorchip fortwährend so, dass Verwackler ausgeglichen werden. Je nach Brennweite kann man mit der Dimage-A1 bei Belichtungszeiten von 1/10 Sekunde (problemlos) bis zu 1/4 Sekunde (mit etwas Glück) aus der Hand fotografieren, ohne zu verwackeln.
Wenn sich diese Technik im Body einer digitalen SLR-Kamera wiederfindet, verwandelt sie quasi jedes Wechselobjektiv in eines mit Bildstabilisator.

  

Bewegungsunschärfe
Die oben (Verwackeln) angegebenen Belichtungszeiten beziehen sich auf das Fotografieren unbewegter Objekte aus dem Stillstand. Wenn sich Objekt oder Fotograf aber bewegen, kommt es aber auch schon bei diesen Belichtungszeiten zur sogenannten Bewegungsunschärfe.Das kann sehr störend sein, wenn man ein fahrendes Auto scharf abbilden will, oder wenn man aus dem fahrenden Touristenbus heraus die Landschaft fotografieren will.

Andererseits bietet sich damit aber auch die gestalterische Möglichkeit, Bewegung auf einem unbeweglichen Foto darzustellen. Einem durch Bewegungsunschärfe verzerrtem Auto, das durch eine scharf abgebildete Landschaft fährt sieht man seine Geschwindigkeit auch auf dem statischen Foto geradezu an.

Belichtung
scharfe Nachtaufnahme mit Stativ Wir wollen nicht vergessen, das die Belichtungszeit natürlich immer mit Blendenwert und Filmempfindlichkeit zusammen zu betrachten ist. Wenn bei schlechten Lichtverhältnissen auch eine völlig offene Blende nicht genug Licht auf den Film/Chip bringt, um in kurzer Zeit das Bild zu belichten, dann muss die Belichtungszeit zwangsläufig verlängert werden.

Um ein Verwackeln zu verhindern, kann man die Kamera dabei an eine Wand oder Säule seitlich anhalten. Ab etwa 1/10 Sekunde ist aber auch das nicht mehr stabil genug. Dann benötigt man ein Stativ.

Ein kleines Reisestativ, das zusammengeschoben in jede Hosentasche passt, ist oft ausreichend. Damit entstand z.B. nebenstehende Nachtaufnahme. Kritisch ist das Drücken des Auslösers. Dabei kann die Kamera trotz Stativ verwackelt werden. Ich benutzte dann den (eigentlich für Selbstportraits gedachten) Timer, der die Kamera 10 Sekunden nach Betätigung des Knopfes auslöst. Bis dann wackelt nichts mehr. Einige Kameras besitzen genau für solche Situationen einen 2-Sekunden-Selbstauslöser.

Bei Nachtaufnahmen (wenn die Belichtungszeit etliche Sekunden beträgt) kann man auch die Optik mit einem dicht vor die Linse gehaltenen schwarzem Stück Papier zuhalten, dann die Kamera auslösen, und erst kurz danach die Linse freigeben. 

Allerdings erlauben nicht alle Kameras lange Belichtungszeiten. Auch sehr kurze Belichtungszeiten sind nicht mit allen Kameras möglich. An die Mechanik herkömmlicher Kameras werden bei sehr kurzen Belichtungszeiten (Verschlusszeiten) hohe Anforderungen gestellt. Mittelklassekameras gehen deshalb nur bis 1/2000 Sekunde. Bessere Apparate erlauben auch 1/10000 Sekunde.

Digitalkameras haben ihre eigenen Probleme mit langen Belichtungszeiten - das Rauschen des Bildsensors. Auch in völliger Dunkelheit fangen nach einiger Zeit einzelne Pixel an 'umzukippen', sie tun so, als ob sie belichtet worden wären. Bis zu 10 Sekunden Belichtungszeit können gute Kameras diesen Effekt unterdrücken, danach werden einzelne Pixel mehr oder weniger hell. Das führt zu einem Bildrauschen, das besonders in dunklen Nachtszenen deutlich auffällt. Belichtungszeiten über 20 Sekunden sind bei vielen Kameras eigentlich nicht nutzbar.

Das nebenstehende Bild ist ein 500x500 Pixel großer Ausschnitt aus einem Foto einer Dimage A1. Es wurde bei Dunkelheit und aufgesetztem Objektivdeckel 30 Sekunden lang belichtet (ISO-100, Raumtemperatur). Das Pixelrauschen ist hier nicht mehr akzeptierbar, obwohl die Rauschunterdrückung (dark frame subtraction) aktiviert war.

Bei 20 Sekunden Belichtung sah das Ergebnis deutlich erträglicher aus.
Bei 5 Sekunden Belichtung waren keine störenden Pixel feststellbar.

(Ich möchte mal wissen, wie die das beim Hubble Teleskop gelöst haben, dort wird bis zu 10 Tage belichtet. Offensichtlich werden dort tausende Einzelbilder der selben Region geschossen und dann im Computer übereinandergelegt.)

Ich habe dieses Test mit einer Dimage A2 wiederholt, die bei ISO100 weniger rauschte als die A1. Selbst nach 30 sekündiger Belichtung ist kaum Rauschen auszumachen.
Bei ISO800 neigt sie stark zu "rotem" Rauschen, während die A1 vor allem "blau" rauschte:
Pixelrauschen der A1 nach 30 Sekunden

Der ISO-Wert wird bei Digitalkameras normalerweise automatisch eingestellt. Dabei ist die Elektronik oft zu optimistisch und wählt auch hohe Empfindlichkeiten. Wer Nachtaufnahmen mit vielen Sekunden Belichtungszeit schießen will, sollte dafür die ISO-Automatik abschalten und einen niedrigen ISO-Wert (z.B. ISO 100) fest einstellen.
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Belichtungsprogramme der Kameras
Wie man oben sehen kann, lässt sich ein Bild mit kleinem Blendenwert und kurzer Belichtungszeit oder auch mit großem Blendenwert und langer Belichtungszeit belichten. In beiden Fällen fällt insgesamt die gleiche Lichtmenge auf den Film/Chip. Welche der möglichen Blenden-Zeit-Kombinationen ist die richtige? Das hängt stark vom Motiv ab. Gute Kameras besitzen deshalb mehrere Belichtungsprogramme, zwischen denen der Fotograf umschalten kann.
 
Programmautomatik
P
Die Universaleinstellung für unkritische Motive.
Die Kamera arbeitet bei Belichtungszeiten um 1/250 Sekunde und den passenden Blenden. Bei extremen Beleuchtungssituationen kann natürlich auch die Belichtungszeit gefährlich lang werden. Die Kamera fordert den Fotografen dann meist auf, das Blitzlicht zu benutzen.
Standardsituation
Porträt Porträts sollen die Person scharf abbilden. Der Hintergrund soll dagegen unscharf sein. Das erreicht man durch geringe Tiefenschärfe. Dafür wählt der Apparat einen kleinen Blendenwert. Zum Ausgleich wird die Belichtungszeit kurz gewählt. Portraits
Sport Wenn man mal vom Schach absieht, sind Sportarten durch schnelle Bewegung gekennzeichnet. Mit dem Sportprogramm soll diese Bewegung eingefangen werden. Da gibt es zwei Denkansätze und zwei grundlegend unterschiedliche Interpretationen. Ein Blick in das Handbuch ist hier also unerlässlich, um herauszufinden, ob die eigene Kamera zur Variante 1 oder zur Variante 2 zählt:

Variante 1:
Die meisten Kameras versuchen Bewegungen mit extrem kurzen Belichtungszeiten einzufrieren. Die Folge ist eine geringe Tiefenschärfe durch die dafür nötige offene Blende.

Variante 2:
Es geht nicht darum, den Schnelläufer scharf abzubilden, im Gegenteil.
Der Fotoapparat wählt eine lange Belichtungszeit und einen großen Blendenwert. Das führt zu guter Tiefenschärfe und starker Bewegungsunschärfe. Je nachdem ob man die Kamera mit dem Sportler mitführt oder nicht, erhält man einen scharfen Sportler vor verschwommenem Hintergrund oder umgekehrt. Die Geschwindigkeit der Szene wird spürbar.

Falls Bilderserien geschossen werden, dann wird zwischen den Bildern jedesmal der Autofokus zum Scharfstellen aktiviert.

Abhängig vom Kameratyp, siehe Erläuterungen links.
Makro Im Prinzip unterscheidet sich das Fotografieren einer einzelnen Blüte nicht von der Portraitfotografie. Deshalb gilt auch hier:
kleiner Blendenwert und kurze Belichtungszeit.
Nahaufnahmen einzelner Objekte
Landschaft Landschaften sind groß und unbewegt. Mann benötigt also eine große Tiefenschärfe, hat aber kaum Bewegungsunschärfe zu befürchten. Die Kamera wählt konsequenterweise einen großen Blendenwert und eine lange Belichtungszeit. Wer mit Teleobjektiv arbeitet sollte dabei ein Auge auf die Belichtungszeit haben, um Verwackler zu vermeiden. unbewegte Szene mit Weitwinkel- oder Normalobjektiv
Nacht In der Regel wird zunächst der Blitz ausgelöst, um Personen im Vordergrund aufzuhellen. Danach bleibt der Verschluss aber noch eine recht lange Zeit offen (bis zu 2 Sekunden), um den lichtschwachen Hintergrund abzubilden. Personen im Vordergrund sollten also nach dem Blitz noch ein wenig unbeweglich verharren. Außerdem ist die Verwendung eines Stativs empfehlenswert. Nachtszenen
Zeitautomatik
A
Der Fotograf stellt einen Blendenwert fest ein. Die Kamera passt die Belichtungszeit entsprechend den Lichtverhältnissen an. ..
Blendenautomatik
S
Der Fotograf stellt einen Belichtungszeit fest ein. Die Kamera passt den Blendenwert entsprechend den Lichtverhältnissen an. ..
manuell
M
Der Fotograf wählt sowohl Blendenwert wie auch Belichtungszeit manuell. Die Kamera zeigt parallel dazu an, ob das Motiv ihrer Meinung nach dabei über- oder unterbelichtet wird. ..
 

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Autor: sprut
erstellt: 18.12.2002
letzte Änderung: 22.11.2007