Membrangröße
Mehrwege-Lautsprecher-Boxen
Resonanz
Impedanz
Standort
Der Lautsprecher ist das kritischste Element der gesamten HiFi-Kette. Seine Aufgabe ist einfach:
Was man leichthin als Charakter eines Lautsprechers bezeichnet, ist natürlich nur sein individuelles Fehlerbild - seine Abweichung vom Ideallautsprecher. Umso wichtiger ist es, dass man den Lautsprecher findet, der dem eigenen Geschmack am nächsten kommt.
Gute Lautsprecher sind nicht billig. Ein angemessener Preis für ein Lautsprecherpaar ist der Gesamtpreis von Verstärker, CD-Player und Tuner zusammen!
Weiter unten beschreibe ich einige generelle Probleme im
Lautsprecherdesign.
Das soll nur illustrieren, dass jeder Lautsprecher nur ein
Kompromiss
sein kann.
Um Luftdruckschwingungen zu erzeugen, bewegt man durch einen Elektromagneten eine leichte flache Membran. Die Membran bewegt sich entsprechend den elektrischen Signalen vor und zurück, und schon haben wir hörbare Luftdruckwellen. Auf die Membranrückseite klebt man eine Spule, die vom Verstärkersignal durchflossen wird, und in diese Spule ragt von hinten ein starker Elektromagnet hinein, der am Lautsprecherkorpus befestigt ist und die Spule nicht berührt. Dadurch braucht nur die leichte Spule, aber nicht der schwere Magnet bewegt zu werden.
Wieviel Leistung setzt so ein Lautsprecher um? Jede Membranbewegung erfordert etwas Energie. Je öfter die Membran pro Sekunde bewegt wird, desto mehr Leistung wird umgesetzt. Folglich steigt die Leistung mit der Tonfrequenz.. Um trotzdem einen ordentlichen Basspegel niedriger Frequenz abzustrahlen muss man also pro Membranhub mehr Arbeit leisten. Das erreicht man entweder durch eine größere Membranfläche, oder einen größeren Hub.
Die Membran ist möglichst leicht gebaut, um schnell dem
elektrischen
Signal Folge leisten zu können. Außerdem ist sie sehr steif,
damit die ganze Membran immer gemeinsam schwingt. Auch die typische
Konusform
dient der Versteifung der Konstruktion. Diese große leichte
Konstruktion
mag für langsame Bewegungen (tiefe Töne) ideal sein, bei
hohen
Frequenzen wird aber der äußere Teil der Membran einfach
stehen
bleiben, oder merkwürdige Überlagerungsschwingungen
ausführen,
da die Wellenlänge der Schwingung kleiner als der Membranradius
wird.
Es schwingen dann nicht mehr alle Teile der Membran im gleichen
Rhythmus.
Die von der Schwingspule übertragene Schwingung läuft als
Schallwelle
in der Membran vom Zentrum zum Rand, wird dort reflektiert, und
läuft
zurück. Dieses Echo überlagert sich mit den nächsten
hinlaufenden
Wellen. Bei bestimmten Frequenzen entstehen durch diese
Überlagerung
sogenannten stehenden Wellen, bei denen unterschiedliche Bereiche der
Membran
gegenphasig schwingen. Während sich die Mitte der Membran nach
vorn
bewegt, schwingt der Rand nach hinten und umgekehrt. Dabei wird dann
kaum
noch Schall abgestrahlt. Eine Membran kann mehrere solche
Resonanzfrequenzen
aufweisen. Man sollte also nicht versuchen mit einer großen
Membran so hohe
Frequenzen
abzustrahlen.
Für hohe Frequenzen braucht man eine kleinere und damit leichtere
Membran. Diese kann dann auch höheren Frequenzen leichter folgen.
Es gibt einen weiteren Grund, hohe Frequenzen mit kleinen Membranen
abzustrahlen, die Schallbündelung.
Hohe Frequenzen haben in Luft nur eine Wellenlänge
von wenigen Zentimetern. Eine 5 kHz-Welle ist etwa 6 cm lang.
Befindet
sich der Zuhörer mittig vor dem Lautsprecher, dann ist seine
Entfernung
zu allen Teilen der Membran gleich groß (der Einfachheit halber
gehe
ich von einer flachen Membran aus). Sitzt man aber etwas seitlich, dann
ist der Abstand zum linken Rand der Membran nicht gleich dem Abstand
zum
rechten Rand der Membran. Damit treffen die von diesen beiden Orten
abgestrahlten
Wellen nicht gleichphasig (also im gleichen Takt) beim Hörer ein.
Ist der Entfernungsunterschied z.B. 3 cm (also die halbe
Wellenlänge)
dann ist das eine Signal genau entgegengesetzt dem anderen Signal.
Beide
Wellen löschen sich gegenseitig aus.
Der Ton ist leiser als in der Mitte vor dem Lautsprecher.
Nun strahlen ja nicht nur die Ränder der Membran, sondern die
ganze Membranoberfläche, aber die Lautstärke nimmt bei
nicht-mittiger
Hörerposition stark ab und ist generell winkelabhängig. Diese
Abhängigkeit steigt mit der Frequenz und mit dem
Lautsprechermembrandurchmesser.
Erst wenn der Membrandurchmesser deutlich kleiner ist, als die
halbe Wellenlänge, dann ist der Effekt zu vernachlässigen.
Deshalb
macht man Hochtöner-Membranen möglichst klein (ca. 2 cm) und
formt sie zusätzlich noch konvex, z.B. als nach außen
gewölbte
Kugelsektion.
Über den Daumen gepeilt:
kann man den Öffnungswinkel einer flachen
Membran wie folgt berechnen: W = arcsin(0.88 * Wellenlänge /
Membrandurchmesser).
Deshalb sollte der Membrandurchmesser immer
kleiner
als 2 Wellenlängen sein, dann ist der Öffnungswinkel noch bei
etwa 25°. Für ein 15 kHz-Signal ergibt sich also eine
maximaler
Membrandurchmesser von 4cm. Eine konvex geformte Membran
vergrößert
den Abstrahlsektor, vermindert aber gleich zeitig die Schallabstrahlung
in Hauptrichtung mit steigender Frequenz.
Man kann nun auf den großen, weichen Membrankonus (für tiefe) noch zentrisch einen kleine steife Membran-"Beule" (Dom) für hohe Frequenzen aufkleben. Das verbessert die Abstrahlung hoher Töne, aber gleichzeitig strahlt die große Membran auch noch ihre verzerrten hohen Töne aus.
Besser ist die Nutzung getrennter Lautsprechersysteme für verschiedene Frequenzbereiche. Dafür werden in eine Gehäuse zwei oder drei unterschiedliche Lautsprecher eingesetzt, die jeweils für einen Bereich des Frequenzspektrums optimiert sind. Eine elektrische Frequenzweiche spaltet das Signal des Verstärkers in Frequenzbereiche, und leitet jedem Lautsprecher sein Frequenzband zu. Daraus ergeben sich eine Reihe neuer Probleme:
Die Membran eines Lautsprechers ist federnd aufgehangen. Das kann
man
leicht nachprüfen, wenn man die Membran eines Tieftöners
mit dem Finger vorsichtig ein paar Millimeter in die Lautsprecherbox
hinein drückt. Wird der
Finger wieder weggenommen, kehrt die Membran in ihre Mittelstellung
zurück.
(Finger weg von Hochtönern!)
So ein federnd aufgehangenes Gebilde ist aber ein (in diesem Fall stark
bedämpftes) Pendel. So ein Pendel schwingt bevorzugt mit einer
Resonanzfrequenz.
Bei höheren und niedrigeren Frequenzen schwingt es mit kleinerer
Amplitude.
Ein Lautsprecherchassis hat also Bandpasseigenschaften. Damit diese
nicht
zu stark ausgeprägt sind, ist das "Pendel" bedämpft, eine
Membran
schwingt also nach dem Anschubsen nicht etliche male hin und her. Man
bezeichnet
das auch als geringe Güte. Eine Güte (Q) von 0,707 gilt
für
einen Lautsprecher als guter Kompromiss. Baut man eine Chassis
aber
in eine Box ein, dann wirkt die Luft in der Box wie eine
zusätzliche
Feder, und verändert (erhöht) die Güte. Dieser Effekt
ist
um so stärker, je kleiner das Luftvolumen der Box ist. Deshalb
werden
die Chassis mit einer sehr niedrigen Freiluft-Güte Qts von 0,25
bis
0,7 hergestellt. In eine Box geeigneter Größe eingebaut,
ergibt
sich dann eine Gesamtgüte Qtc von ~0,707. Deshalb ist für
jedes
Chassis genau vorgeschrieben, wie groß das Boxenvolumen sein
sollte.
In der Praxis haben fertige Lautsprecher eine Güte Qtc zwischen 0,6 und 1,0. Je kleiner Qtc ist, um so weniger Bass strahlt sie ab. Die Box kling "schlanker". Bei großem Qtc wird die Box im Bereich der Resonanzfrequenz zu laut, sie klingt unausgewogen und dröhnend.
Im Bereich der Resonanzfrequenz steigt der Scheinwiderstand (Impedanz) des Lautsprechers an. Der Verstärker muss in der Lage sein, damit umzugehen.
Unterhalb der Resonanzfrequenz wird kaum noch Energie abgestrahlt.
Aus
diesem Grunde müssen Tieftonchassis eine tiefe Resonanzfrequenz
aufweisen.
Beim Einbau in eine Box erhöht sich aber die Resonanzfrequenz. Es
gilt: je kleiner die Box, desto höher die Resonanzfrequenz, und
desto
weniger Basssound. Für eine gute Basswiedergabe ist also eine
große
Box mit hohem Luftvolumen nötig.
Der Widerstand (Impedanz) eines Lautsprechers ist frequenzabhängig. Eine 8-Ohm-Box hat manchmal je nach Frequenz einen Widerstand der zwischen 4 und 16 Ohm schwankt. Dabei ist der Widerstand im Bereich der Resonanzen der Chassis am größten, und im Übergangsbereich zwischen den Lautsprecher-Frequenzkanälen am kleinsten. Das stellt den Verstärker vor große Probleme. Er muss bei solchen Boxen nämlich unabhängig von der Frequenz und unabhängig vom Lautsprecherwiderstand stets eine konstante Verstärkung garantieren. Bricht die Verstärkerausgangsspannung bei kleinen Lautsprecherlasten etwas zusammen, dann verringert sich die Ausgangsleistung dramatisch. Im Ergebnis wäre die Ausgangsleistung frequenzabhängig. Die unterschiedlichen Töne der Musik würden unterschiedlich stark wiedergegeben werden.
Verstärker und Lautsprecher müssen also für einen
optimalen
Klang zusammenpassen. Mir fällt auf, dass
Lautsprecherimpedanzen
besonders bei hochwertigen Boxen schwanken, und dass hochwertige
Verstärker
dafür besonders stabil arbeiten. Ein einfacher
Billigverstärker
an hochwertigen Boxen ist also problematisch.
Klarheit bringt nur ein Test im Hörraum des Händlers.
Es ist für eine Verstärker sehr schwierig, mit
Lautsprechern
zurecht zu kommen, deren Impedanz teilweise unter 4 Ohm fällt. Aus
diesem Grunde sollte man im Heim-Audiobereich 8 Ohm-Boxen verwenden.
Im Car-Audio-Bereich gibt es Subwoofer mit 1 oder 2 Ohm. Das hat seine
Berechtigung, da im Auto-Verstärker die Betriebsspannung
mühsam
mit Transvertern aus den 12V des Bordnetzes erzeugt werden muss.
Subwoofer
mit 4 oder 8 Ohm benötigen für hohe Leistung aber höhere
Spannungen als niederohmige Subwoofer.
Auch die Aufstellung des Lautsprecher beeinflusst seinen Klang.
Der vom Lautsprecher nach teilweise hinten abgestrahlte Tieftonanteil
wird von
der Wand reflektiert und phasengedreht. Das Echo läuft dann
zusammen mit dem Originalschall zum Hörer. Je nach Frequenz und
Lautsprechertyp kann sich das verbessernd oder verschlechternd auf den
Klang auswirken.
Regalboxen sollten direkt an der Wand (bzw. im Regal) aufgestellt
werden, während Standboxen einige Dezimeter von der Wand entfernt
stehen sollten. Das Optimum muss man jeweils ausprobieren